1. Warum?
Dresden, die Stadt der Kunst und der Museen, die sächsische Hauptstadt als Kultur- und Wissenschaftsmetropole hat eine sehr gute Infrastruktur der Institutionen. Die Staatlichen Kunstsammlungen (SKD), die Museen der Stadt Dresden, die Technische Universität (TU), die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW), die im Verbund DRESDEN concept alliierte Gemeinschaft von TU und außeruniversitären Forschungs- und Kulturinstitutionen und nicht zuletzt drei bedeutende Kunsthochschulen – alles das verspricht Internationalität, Exzellenz und Innovation. Woran es in Dresden noch immer fehlt ist jedoch ein Ort für das Neue in der Kunst: eine Kunsthalle. Ein Haus, in dem all jene Initiativen und Institutionen in Erscheinung treten können, die sich der Förderung, Präsentation und Vermittlung zeitgenössischer Kunst verschrieben haben. Keine neue, festgefügte Institution mit hohem Personalaufwand und großem Budget, kein repräsentativer Neubau, der aufwendig unterhalten werden muss, sondern ein fluider, transitorischer „Spielort“ an dem, mit dem und für den Künstlerinnen und Künstler arbeiten und ihre Werke zeigen können, finanziert durch öffentlich und privat eingeworbene Mittel und ein auf das Nötigste beschränktes Grundbudget.
2. Wo?
Ein solcher Ort ist die robotron-Kantine! Mit den Spuren und Verletzungen der Zeit, als Relikt gescheiterter sozialistischer Hoffnungen auf technologischen und sozialen Vorsprung. Heute in viele Richtungen offen für künstlerische Interventionen – im Innen- wie im Außenraum. In zentraler Lage der Stadt, zwischen Park und Altstadt, in einem gerade entstehenden Wohnquartier hat die gegenwärtige Kunst als Feld der gesellschaftlichen Auseinandersetzung ihren immer wieder neuen, immer anderen Auftritt. Nahe dem Deutschen Hygiene-Museum, wo soziale Fragen im Lichte der Wissenschaft verhandelt werden, tritt sie mit ihren eigenen Argumenten in den Dialog mit der Öffentlichkeit ein. So wird die ehemalige Kantine zu einem neuen, prägenden Ort in der künstlerischen und kulturellen Topographie der Stadt.
3. Für Wen?
Für die Stadtgesellschaft, die Besucher aus dem In- und Ausland, die in Dresden Studierenden, Lehrenden und Forschenden – für alle, die in der gegenwärtigen Kunst eine Möglichkeit sehen, sich kreativ und kritisch, sinnlich und intellektuell, mit ästhetischer Sensibilität oder unbefangener Freude neue Erkenntnisse über das Leben und die Welt zu gewinnen. Für das dafür schon gewonnene und für das noch zu gewinnende kunstinteressierte Publikum. Wenn es gelingt, mit klug erdachten Angeboten dem Ort die gewünschte Anziehungskraft zu verleihen, wird die robotron-Kantine sehr schnell ihren Ruf als authentisches Zeugnis einer vergangenen, aber noch nicht erledigten Epoche festigen. Dass dieser Genius loci, bei allem, was hier stattfinden wird, eine Art Grundton setzt, wird eine aufregende Herausforderung für alle bleiben, die hier kuratieren, inszenieren, performen oder projizieren.
4. Mit Wem?
Ein solches offenes Haus braucht gleichwohl ein Rückgrat – auch durch inhaltliche Kenntlichkeit. Das wird ihm die OSTRALE geben. Im zweijährigen Rhythmus wird die OSTRALE das ganze Haus bespielen und sich endlich zu dem entwickeln können, was sie schon immer sein wollte, aber in räumlicher Beschränkung nicht sein konnte: eine international ausgerichtete und international wahrgenommene Biennale, die universale Kunst-Diskurse aufnimmt und mitbestimmt. Dresden und Sachsen haben die Kapazitäten, das Haus in den verbleibenden drei Vierteln des zweijährigen Rhythmus‘ zu bespielen. Vor allem das Kunsthaus Dresden, das seit langem sein Interesse bekundet und auch realisiert hat, wird ein der OSTRALE ebenbürtiger Partner sein. Zudem wird die Stadt für die Produktion und Präsentation von Kunst immer enger! Es gibt kaum noch bezahlbare Ateliers und die Gentrifizierung hat etliche von Künstlern selbstbestimmte off-spaces ausgelöscht. Auch deshalb verlassen viele Alumni der Hochschule für Bildende Künste Dresden nach dem Studium die Stadt und gehen nach Leipzig, Berlin oder noch weiter weg. Ein Zentrum für die neue Kunst, das sich auch stark für die regionale Szene engagiert, ist für das künstlerische und das kulturelle Klima der Stadt lebenswichtig. Dresden tut viel für das Neue in Forschung und Wissenschaft. Für Kunst und Kultur gibt es keine direkten Kosten – Nutzen – Rechnungen. Gleichwohl liegt der Nutzen des Neuen auf der Hand, nicht nur dann, wenn das Alte durch die Straßen spaziert.
5. Wann?
So schnell wie möglich. Ohne Verzug. In dem neuen Wohnquartier, auf dessen Grundstück die Kantine steht, werden Mietwohnungen entstehen, darunter auch sozial geförderte. Mitten in der Innenstadt. Damit rückt die Kantine noch näher an den Alltag der Menschen heran. Für einige von ihnen wird sie vielleicht auch ein Grund sein, gerade hierher zu ziehen. Wenn die Kunst-Kantine vorsichtig saniert und inhaltlich etabliert ist, wird sich zeigen, dass alle – die Bürger, die Künstler, die Kunst und die Investoren – nur gewinnen können.
Warum damit warten?
Prof. Matthias Flügge, Hochschule für Bildende Künste Dresden
Prof. Dr.-Ing. E. h. Peter Kulka, Freier Architekt, Dresden
Prof. Christian Macketanz, Hochschule für Bildende Künste Dresden
Sybille Nütt, Kunstvermittlung Dresden
Dr. Gisbert Porstmann, Direktor der Museen der Stadt Dresden
Detlef Schweiger, Künstlerbund Dresden
OSTRALE – Zentrum für zeitgenössische Kunst
Rethelstraße 45 · 01139 Dresden
Telefon: +49 (0)351 6533763
E-Mail: post@ostrale.de
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