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Produzentengalerie 4h/art: Zwei Ausschreibungen 1. Halbjahr 2025 – ohne Honorar

Die Produzentengalerie 4h-art setzt den Fokus auf thematische Vorgaben, welche Themen der Gesellschaft aufgreifen und plant für 2025 vier interdisziplinäre Veranstaltungen:
1. „Ist ANDERS SEIN das NEUE NORMAL?“ (März)
2. „ANGST und WUT“ (Mai)
Zu besagten Themen sind spartenübergreifend Kunstschaffende zur Teilnahme eingeladen. Künstlerisches Schaffen bietet Möglichkeiten der Verständigung über Barrieren hinweg, Möglichkeiten Unsagbares zu artikulieren und es somit emotional und assoziativ für andere verfügbar und verstehbar zu machen, sei es durch Musik, Tanz, Darstellung oder eben verbal und/oder bildnerisch. Die Produzentengalerie, sieht sich insbesondere in Hinblick auf interdisziplinäre Vielfalt als experimenteller Raum, wo durch die künstlerische Interpretation zu einem vorgegebenen Thema sich neue Aspekte der interdisziplinären Verschneidung zeigen. Pro Ausstellung sind 10 bildenden Kunstschaffende mit 2-4 Arbeiten eingeplant. Die Verteilung wird im Verhältnis 4/3/3 für Hannover/Niedersachsen/Rest der Welt angestrebt. Zu jeder thematischen Ausstellung wird ein Katalog zur Vernissage erstellt werden. Parallel zur Ausstellung sollen die Räumlichkeiten für andere Disziplinen, für Performance zu festen Zeiten im Rahmen der Ausstellung genutzt werden, um eine Verstetigung der interdisziplinären Aktion auch dem Publikum näher zu bringen. Die Produzentengalerie 4h-art bietet auf 130 qm zwei große Räume (60qm, 50 qm sowie 12m Gang) mit insgesamt ca 80 m Wandfläche Raum für zwei und dreidimensionale Arbeiten. Mit der erfolgten Umgestaltung des Hauptraumes der Galerie ist eine 70 cm hohe Bühne von 2,5 m Tiefe und 4m Breite entstanden, die sich für alle Arten von Performance eignet. Die Produzentengalerie 4h-art achtet auf internationale und kulturelle Vielfalt, ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis (ca. 1:1 über 20 Jahre) und versucht ein breites Altersspektrum bei Bewerbungen zu berücksichtigen. Auch Kunstschaffende am Anfang ihrer Karriere sollen sich angesprochen fühlen. Die Produzentengalerie ist offen für interdisziplinäre Zusammenarbeit und bietet ein Podium für Musik, Performance,  Tanz, Theater und Lesung.

Bewerbungsunterlagen zum gewählten Thema sind zu richten im pdf-Format an: Email: 4h-art@email.de
Re: Name des Themas
Foto: 4 x 5 cm 300 dpi
Kontaktdaten: Für Katalog geeignet
Vita: Max 1000 Zeichen
Statement: Max 1000 Zeichnen
Bildmaterial: 4-5 Bilder von Arbeiten (300 dpi) jeweils mit: „Titel“, Jahr, Material/Technik, Abmessungen HxBxT (cm)
Zustimmung: Mit der Einsendung erklären sich die Kunstschaffenden bereit, dass Bildmaterial ggf. für die Ausstellung zu Werbezwecke, in Presse und anderen Medien verwendet werden darf
N.b. Um den Aufwand zu minimieren sind die Bewerbungsunterlagen auf die Erstellung des Katalogs ausgerichtet.
Die Katalogmaße sind 21 x 21 cm
Bedruckbare Fläche H x B 18,5 x 19,5 cm
Auswahlkriterien für die Themenausstellungen berücksichtigen Ausgeglichenheit nach Alter und Geschlecht, kulturelle Vielfalt und kontrastierende künstlerische Positionen.
Die Auswahl der Beteiligten erfolgt durch Hinzuziehung von Künstler:Innen des BBK Hannover.
Der Produzentengalerie stehen bislang leider keine Mittel für Ausstellungshonorare zur Verfügung.

Thema 1 „Ist ANDERS SEIN das NEUE NORMAL?“, Bewerbungsfrist: 31.12.2024
Hier geht es speziell um die Frage, ob der Anspruch einmalig und besonders zu sein, mich mir selbst näherbringt oder mich eventuell sogar beeinträchtigt.
„Ist ANDERS SEIN das NEUE NORMAL?“ soll die eigene Position in der Gesellschaft hinterfragen. Mittels unterschiedlichster Disziplinen soll der Zugang zum Thema vielschichtig nahegebracht werden. Der Zugewinn an Verständnis von Zusammenhängen durch interdisziplinäre Veranschaulichung soll das Publikum motivieren sich mit anderen Disziplinen vertraut zu machen und interdisziplinäre Aktionen erleben zu wollen.

Deutung/Definition (https://www.wortbedeutung.info/normal/) Normal ist den vorhandenen (gesellschaftlichen, wissenschaftlichen, medizinischen, subjektiv erfahrenen) Normen zu entsprechen [Gebrauch: ohne Steigerung]. Der Wortursprung „Normal“ ist seit Anfang des 18. Jahrhunderts nachgewiesen, von lateinisch normālis „nach dem Winkelmaß, nach der Regel gemacht“, spätlateinisch „nach der Regel“, vermutlich durch gleichbedeutend französisch normal beeinflusst. Synonyme zu normal: alltäglich, an der Tagesordnung, bewährt, durchschnittlich, eingebürgert, eingefahren, eingeführt, gangbar, gängig, gang und gäbe, gebräuchlich, geistig gesund, gewöhnlich, herkömmlich, konventionell, landläufig, ordinär, regulär, selbstverständlich, System gerecht, regelrecht, traditionell, typisch, üblich, usuell, vertraut, verbreitet, vorschriftsmäßig. Also einfach gesagt: Otto-Normal-Verbraucher, Lieschen Müller, Null-Acht-Fünfzehn! Das Individuum geht baden! Normal steht das Antonym anormal gegenüber mit den Synonymen abnorm, krankhaft, normwidrig, regelwidrig, ungewöhnlich, unnatürlich, unnormal, pathologisch, widernatürlich. Soll es das nun gewesen sein? Ich, in meiner Einzigartigkeit nur Null-Acht-Fünfzehn? Das sind doch die Anderen, ich doch nicht, da lass ich mir was einfallen. Das lassen sich viele, manche erfolgreicher als andere, ernten Bewunderung oder werden als anormale Spinner deklariert, als Zumutung für die Gesellschaft, für den Normalo. Bewertet, gelobt, entwertet, entfernt. Für viele Menschen hat normal was Beruhigendes, vermittelt Zugehörigkeit und Sicherheit in gewissem Rahmen und ermächtigt den Normalo alles das, was nicht passt als abnormal, krankhaft darzustellen, sich im Schoß der  Masse, am Scheitelpunkt der Gaußschen Verteilung, ohne Beachtung der Vorzeichen, darüber sicher zu sein, dass die so wahrgenommene, gesellschaftliche Peripherie falsch liegt. Wie schnell sich Vorzeichen ändern können lehrt uns die Geschichte. Das macht man so, das hat man schon immer so gemacht, ist sicherlich der Spruch, der Pubertierende zur Besinnung bringt und in der Watte der Normalität dem Erwachsenwerden näherbringen wird, hofft man. Das Für und Wider dieser Thematik betrifft uns alle, da Normalität sich auf allen Ebenen, gesellschaftlich, körperlich,  psychisch, technisch, finanziell Facetten reich äußert. Norm hat viel mit Sicherheit zu tun und das ist gut so. Wir verlassen uns im Zug, im Auto, Zuhause immer darauf, dass Normen eingehalten werden, um böse Überraschungen zu vermeiden. Deutsche Norm hat Geschichte geschrieben. Technisch und auch anders. Konflikte sind vorprogrammiert, wenn Normen verschiedener Kulturen aufeinanderprallen. Normen kennen keine Neugier, keine Toleranz. Toleranz verursacht Verschleiß, mitunter Zerstörung. Und doch will so mancher selbst den gesellschaftlichen Normen entspringen. Dieses Bestreben aus der Norm zu fallen, anders als die Eltern, anders als der Nachbar, eben anders als andere zu sein, ist ein Schrei nach Gesehen werden. Doch allein im Rampenlicht stehen möchte man dann vielleicht dann doch nicht. Auf der Suche nach Gleichgesinnten erhascht man Bestätigung und ein gewisses Maß an Normalität im engen Umfeld. Die Form der Gaußschen Verteilung ist unendlich quälbar. Endlich ist man wieder „inter pares“, unter Gleichen in vermeintlicher Sicherheit und kann über die anderen ablästern.

Thema 2: „ANGST und WUT“, Bewerbungsfrist: 31.01.2025
Das Thema „Angst und Wut“ beschreibt die Abgründe entlang des schmalen Pfades der Resilienz. Von der Künstlerschaft wird erwartet, dass sich durch interdisziplinäre Interaktion an diesem vorgegebenen Thema im Diskurs neue Felder der Zusammenarbeit auf Augenhöhe ergeben und bereits bestehende Strukturen gefestigt werden. Jede Disziplin ist gleichwertig, kann eigenständig agieren, gewinnt jedoch durch Interaktion an Bedeutung. Die interdisziplinäre Herangehensweise soll auch helfen Publikum mit anderen Disziplinen vertraut zu machen. Dies kann nicht früh genug geschehen. Deshalb sollen Kinder und Jugendliche angesprochen werden. Die Ausschreibung über 6 Wochen erfolgt bereits am 15.11. Um zu gewährleisten, dass ab Februar 2025 alle benötigten Daten für Auswahl und Katalog bereits vorliegen. Die Ausstellung ist für Mai 2025 geplant Auswahl eines gesellschaftsrelevanten Themas welches interdisziplinär hinterlegt wird. Mit der erfolgten Umgestaltung des Hauptraumes der Galerie ist eine ca 70 cm hohe Bühne von 2,5 m Tiefe und 4m Breite entstanden, die sich für alle Arten von Performance eignet. Der Hauptraum ist beidseitig bespielbar.

Angst ist ein Grundgefühl, das sich in als bedrohlich empfundenen Situationen in Form einer Besorgnis und unlustbetonten Erregung äußert. Auslöser können dabei erwartete oder unerwartete Bedrohungen, etwa der körperlichen Unversehrtheit, der Selbstachtung oder des Selbstbildes sein. Krankhaft übersteigerte oder nicht rational begründbare Angst wird als Angststörung bezeichnet. Evolutionsgeschichtlich hat die Angst eine wichtige Funktion als ein die Sinne schärfender und Körperkraft aktivierender Schutz- und Überlebensmechanismus, der in tatsächlichen oder auch nur vermeintlichen Gefahrensituationen ein angemessenes Verhalten (Fight-or-Flight) einleitet (https://de.wikipedia.org/wiki/Angst). Die Wut (auch lateinisch Furor ‚Raserei, Leidenschaft, Wahnsinn‘ oder französisch Rage [ʀaʒ]‚ Raserei, Zorn, Toben‘) ist eine sehr heftige Emotion und häufig eine impulsive und aggressive Reaktion (Affekt), die durch eine als unangenehm empfundene Situation oder Bemerkung, z. B. eine Kränkung, ausgelöst worden ist. Die resultierende Affekthandlung wird als Raserei oder Wüten bezeichnet. Wut ist heftiger als der Ärger und schwerer zu beherrschen als der Zorn. Wer häufig in Wut gerät, gilt als Wüterich. Implizit ist damit ausgesagt: Wer leicht in Wut gerät, ist weniger gut imstande, sich selbst zu kontrollieren. Das nur im Singular gebrauchte Wort „Wut“ geht über althochdeutsch wuot (belegt seit dem 9. Jahrhundert, lateinisch übersetzt mit rabie, furor und insania) als substantiviertes Eigenschaftswort mit  zugrundeliegendem germanisch *wôda („erregt, besessen“) auf die indogermanische Wurzel *wat- („blasen“, im Sinne von „anblasen“ in Bezug auf die mit dem Mund angeblasene oder mit dem Fächer angefachte Glut). (https://de.wikipedia.org/wiki/Wut)

Unter Wutanfall versteht man einen meist kurzzeitigen partiellen oder völligen Verlust der Kontrolle über das Gefühl der Wut; man spricht hier vom Affekt. Wutanfälle richten sich gegen Personen, Tiere, Institutionen oder auch Sachen und haben oft einen konkreten Auslöser, der aber nicht zwangsläufig identisch mit dem Ziel der damit verbundenen Attacke sein muss. Der Wutanfall wird auch als Überreaktion bezeichnet und gilt deshalb in den meisten Kulturen als Charakterschwäche. Ein Wutanfall kann absichtlich oder unabsichtlich hervorgerufen werden. Dazu genügen oft schon kleine Reizworte oder Handlungen, die für sich genommen eigentlich keine Bedeutung hätten. Die Redewendung „jemanden auf die Palme bringen“ beschreibt dies bildlich. Neben dem externen Auslöser gibt es auch die Möglichkeit, sich selbst in einen Wutanfall zu steigern. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Wut). In seinem hörenswerten Vortrag „Warum schweigen die Lämmer?“ im DAI Heidelberg geht Rainer Mausfeld auf Angsterzeugung als Herrschaftstechnik in neoliberalen Demokratien ein. Angst gilt seit jeher als ein Rohstoff der Macht, und die gezielte Erzeugung von Angst stellt eine wichtige Herrschaftstechnik dar (Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=-kLzmatet8w). Die einfachste Art der Kontrollübernahme ist also tiefgründige, diffuse Ängste zu säen. Durch Verunsicherung, gesteuert durch verschiedene Akteure, Presse, „fake news“, „social media“, durch Verbote, Kontrolle, Drohung und rohe Gewalt, gelingt es einen Teil der Gesellschaft vor sich herzutreiben, derart zu beeinflussen, dass auf allen gesellschaftlichen Ebenen Realitätsverlust eintritt und die Hände nach einem Retter ausgestreckt werden oder ein „schwarzes/weißes“ Schaf geopfert werden muss. Angst verknüpft mit einem Gefühl von Ohnmacht kann leicht in Wut umschlagen und mittels geschickter Akteure in Wunschrichtung dirigiert werden. Ein Blick auf „the German Angst“: Die Herausforderung an die Kunstschaffenden wird sein diesem Zweiergespann von Angst und Wut auf unterschiedlichsten Ebenen nachzuspüren. Dabei liegt großes Interesse an interdisziplinärer Interaktion. Geplant ist die Einwerbung von ca 10 bildenden Künstlern über BBK Hannover, BBK Niedersachsen sowie direkte Einladung von Künstlern aus anderen europäischen Ländern. Das angestrebte Verhältnis ist 4:3:3. Die interdisziplinären Aktionen der Partner sind fester Bestandteil der Ausstellung in definierten Zeitfenstern. Ziel ist es durch interdisziplinäre Aktionen, die Hemmschwelle Ausstellungsorte zu betreten zu senken, den BesucherInnenkreis zu erweitern und somit die gesellschaftliche Teilhabe des lokalen Umfeldes zu erhöhen.

Produzentengalerie 4h-art
Loebensteinstrasse 7a (früher Hindenburgstrasse),30175 Hannover
Ansprechpartner: Dieter Rammlmair,
Mobil: 0491721747356 ; 4h-art@email.de; www.4h-art.de

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